Vanessa Weber, der Verkauf, die Entscheidung  – Im Interview mit dem Main-Echo:

Frau Weber, warum haben Sie sich dazu entschieden, ihr Familienunternehmen nach 25 Jahren als Inhaberin zu verkaufen?

Die Entscheidung kommt  nicht aus einer Erschöpfung heraus, sondern aus einer Verantwortung. Für mein Team. Für meine Familie. Für das, was ich aufgebaut habe. Und für das, was kommt. Die Tränen darüber habe ich schon vor Monaten vergossen. Inzwischen sind sie getrocknet. Die Entscheidung kam nicht über Nacht.

Die Herausforderungen wurden größer – wir sind zu klein, um sie allein zu stemmen. Im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld ist es nahezu unmöglich, als  Unternehmen in dieser Größenordnung zu bestehen. Gesetzgebung, Regulatorik und Bürokratie werden immer mehr.  Das erfordert am Ende größere Einheiten mit speziellen Know-how-Trägern. Christopher Schaus von WEMAG kenne und schätze ich seit vielen Jahren. Zuerst kam 2020 die Pandemie, die Einbußen forderte, dann folgte der Ukraine-Krieg. Die vergangenen  Jahre waren kein Spaziergang. Dazu kam: Mein Bruder, der vor zwei Jahren gesundheitlich ausfiel. Er war immer eine Stütze. Da ich selbst keine Kinder habe, wusste ich: Eine familieninterne Nachfolge wird es nicht geben. Da wurde mir klar: Ich brauche einen größeren Partner.

Das Gebäude der Firma bleibt in Familienbesitz. Es ist die Altersvorsorge meiner Eltern. Ich werde hier auch weiterhin mein Büro haben.  Ich bin sicher, dass der Weber-Spirit hier weiterlebt.

Sie sind eine bekannte Aschaffenburgerin, Speakerin zu den Themen Wirtschaft, weibliche Führungsstärke, haben sich bereits bei den Wirtschaftjunioren an vorderster Stelle engagiert und sind aktuell Vize-Präsidentin der IHK Aschaffenburg-Miltenberg. Was Sie tun, lässt immer aufhorchen.

Für einige Aschaffenburger mag der Verkauf tatsächlich wie ein Schock sein. Für andere wahrscheinlich keine große Überraschung. Für mich war es die bislang schwerste und auch wichtigste Entscheidung meines Lebens.  Werkzeug Weber war mein Lebenswerk. Jetzt wird es Teil von etwas Größerem. Der Verkauf war  ein bewusster Schritt in eine Zukunft, die ich dadurch selbst mitgestalte. Insolvenz oder Zuschließen sind meiner Meinung nach keine Optionen in einer verantwortungsvollen Nachfolge-Regelung. Ich habe mein Unternehmen nicht verkauft, weil ich aufgegeben habe, sondern weil ich wollte, dass es weiterlebt.“

Wie geht es für Sie jetzt konkret weiter? Könnte es sein, dass  Sie  Aschaffenburg verlassen?

Aus Aschaffenburg weggehen, das werde ich wohl nie. Trotzdem beginnt für mich ein neues Kapitel. Mit mehr Gestaltungsfreiheit und neuen Impulsen. Ich begleite die Übergabe bei Werkzeug Weber bis Ende des Jahres aktiv  und kann gleichzeitig neue Projekte anstoßen, bei denen mein Herz für Unternehmertum, Nachhaltigkeit und Transformation schlägt. Ich bleibe Unternehmerin. Nur eben auf neue Weise. Ich engagiere mich weiter für meine Stiftung und fördere Start-Ups. Ich will Neues lernen. Neue Wege gehen.
Reich geworden bin ich nicht durch den Verkauf, aber das war auch nie mein Ziel. Alle behalten ihren Job . Das ist mit wichtig. Und der Weber-Spirit lebt weiter.

Mein tief empfundener Dank gilt meinen Eltern, meiner Familie, allen Kunden, Lieferanten und Partnern – und ganz besonders meinem Team. Ihr alle seid über all die Jahre treu an meiner Seite gewesen. Ohne euch wäre dieser Weg nicht möglich gewesen. Ihr habt dieses Unternehmen mitgetragen, mitgeprägt – und ihr werdet für immer einen Platz in meinem Herzen haben.